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Werner Schwab
Abfall Bergland Cäsar


Eine Menschensammlung
Werke Band 2

2008
Mit einem Nachwort von Elisabeth Strowick
Hrsg. von Ingeborg Orthofer unter Mitarbeit von Lizzi Kramberger
ISBN: 9783854207399
19.- € / 34.- SFR
Leinen gebunden, mit Lesebändchen, 21 x 13 cm
144 Seiten
Link zu www.droschl.com

Der Star-Dramatiker Werner Schwab sah sich selbst als Prosaschriftsteller – aber zu Lebzeiten erschien nur ein einziger größerer Prosatext, die "Menschensammlung" Abfall Bergland Cäsar.

Mit diesem Buch griff Schwab auf eine Gattung des 17. und 18. Jahrhunderts zurück, Typenbeschreibungen des Menschlichen, Sittenbilder und Porträts des adeligen und bürgerlichen Verhaltens. Wo die Autoren solcher Human-Typologien bestenfalls skeptisch und leicht spöttisch waren, setzt Schwab in seiner "Menschensammlung" zur totalen Vernichtung an. Die Personen von A bis Z sind weniger Charaktertypen als Opfer einer endgültigen Dekonstruktion: sie werden ermordet und gemetzelt, zersägt und zerschnitten, sie werden erstickt in Jauche und Müll und ertränkt in Blut, Schweiß und Tränen. Täter, Opfer und Werkzeug dieses Mordens ist die Sprache, als das wichtigste Instrument des »verfeinerten menschen.

Die Attacke gegen den guten Geschmack, gegen den humanistisch-edlen Zeitgenossen ist programmatisch: »TÖTEN wir das kulinarische. VERMEIDEN wir das graduelle des genusses.« Die grundsätzliche Kritik an den gesellschaftlich produzierten Menschentypen enthält darüberhinaus eine radikale Sprachkritik und Erkenntnisskepsis und erweist sich im nachhinein als der vielleicht wichtigste Selbstkommentar des Autors – der aber auch in diesem Text nicht auf seine drastische Komik verzichtet und lustvoll Situationen und Handlungen konstruiert, die zielsicher ihre jeweils schlimmste Wendung nehmen.

"Abfall, Bergland, Cäsar ist, aller Sinnlichkeit seiner Bilder, allem jazzigen Drive seines Sounds, allen narrativen Scheinein- und -ansätzen zum Trotz, Gedankenprosa, Denkspiel auf der Grenze zur philosophischen Essayistik."
(Klaus Ramm im Tagesspiegel)


Werner Schwab, geboren am 4. 2. 1958 in Graz, studierte von 1978 bis 1982 an der Akademie der bildenden Künste in Wien; von 1981 bis 1989 lebte er mit Frau und Sohn zurückgezogen auf einem abgelegenen Bauernhof und arbeitete dort sowohl an seinen »verwesenden Skulpturen« aus Kadavern und Fleisch, als auch an Erzählungen und ersten Theatertexten. Die 16 Stücke, die er zwischen 1990 und seinem Tod in der Silvesternacht 1993 schrieb, machten ihn zum begehrten Bühnenautor, zum Skandal und zum Idol, zum Erfinder einer seitdem vielkopierten eigenen und unverwechselbaren Sprache.
Seine Stücke sind in wenigen Jahren zum festen Repertoire-Bestandteil deutschsprachiger Bühnen geworden, Stadt- und Landestheater plagen sich mit seiner jahrelang verhinderten Schnitzler-Adaption Der reizende Reigen, Keller- und Off-Bühnen versuchen sich mit unter-schiedlichem Erfolg an seinen Präsidentinnen, in den Seminaren fängt man an, die philosophischen Quellen, die Intertextualität seines ›Spätwerks‹ Faust : Mein Brustkorb :: Mein Helm zu ergründen. Übersetzungen ins Englische, Französische, Niederländische, Norwegische, Schwedische, Dänische, Ungarische, Russische, Spanische, Polnische, Bulgarische, Portugiesische und Rumänische beweisen die genuine Sprachkraft und den Rang seines Werks über jedes allfällige Sprachspiel hinaus.
Was Werner Schwab in den drei, vier Jahren schrieb, die er zur Verfügung hatte, ist von den Theatern, ist aus unserer Literatur nicht mehr wegzudenken. Das häßliche Portrait der häßlichen Verhältnisse, das er zeichnete, ihre groteske Übersteigerung, die Erkenntnis-funken, die aus seiner parodistisch und zugleich qualvoll verdrehten Sprache sprühen, sind Argumente genug, sein Werk zu studieren – oder einfach zu lesen.

Veröffentlichungen: Sämtliche Theaterstücke in den Bänden Fäkaliendramen (1991), Königskomödien (1992), Dramen III (1994), DER REIZENDE REIGEN nach dem Reigen des REIZENDEN HERRN ARTHUR SCHNITZLER (1996); Der Dreck und das Gute, das Gute und der Dreck (Essay, 1992), SCHWABSammlung (Prosa aus dem Nachlaß, mit einer CD, 1996) und In harten Schuhen. Ein Handwerk (Tagebuch aus dem Nachlaß, 1999).

Ab Herbst 2007 erscheint die Gesamtausgabe der Werke Werner Schwabs.
Der Editionsplan:
Band 1 Joe Mc Vie alias Josef Thierschädl. Roman (Herbst 2007)
Band 2 Abfall, Bergland, Cäsar. Eine Menschensammlung (Frühjahr 2008)
Band 3 Gesammelte Prosa I
Band 4 Gesammelte Prosa II
Band 5 Frühe Stücke und Lieder
Band 6 Fäkaliendramen
Band 7 Königskomödien (2009)
Band 8 Coverdramen (Herbst 2008)
Band 9 Essays und Interviews
Band 10 Das bildnerische Werk
Band 11 Materialien zu Werner Schwab

»Schwab, das Genie, das Monster, das Ekel« (DIE ZEIT ) war der Tenor der Reaktionen auf seine Provokationen, die in einer bis dahin unerhörten neuen Sprache – Schwabisch – mit der Kultur ins Gericht gehen und jede Sublimierungstünche wegwischt. Eine schmerzhaft verrenkte Sprache tobt in seinen Texten, manchmal parodistisch, manchmal expressiv, immer aber wahnsinnig (und) komisch. Zwar ist in dieser Sprache nichts unverrückbar und nichts heilig, aber etwas nimmt sie doch ernst: aufzuzeigen, daß »alles lächerlich ist, wenn man an das Leben denkt.«



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