Ein Ehebruch in Sofia – und seine literarischen Folgen.»an anarchic, experimental debut« (The New Yorker) »both earthly and intellectual« (The Guardian) »a humorous, melancholy and highly idiosyncratic work« (The Times) Ist ein Roman nicht das genaue Gegenteil von »Natur«? Ein Stück Natur wie etwa das hundertfach facettierte Auge einer Fliege, oder das sogenannte »natürliche Bedürfnis«, dem wir wohl oder übel im Klo nachgehen? – Der Erzähler dieses Buches aber möchte einen Roman, so natürlich wie der Alltag, schreiben. Oder auch ein Buch, das ausschließlich aus Anfängen besteht (und jedes Mal nach Seite 17 neu beginnt). Oder nur aus Verben. Aber keine Angst: was sich wie ein trockenes Übungsstück Postmoderne anhört, ist nicht nur originell und witzig, sondern steckt durchaus voller Leben. Der Erzähler ergeht sich in zahllosen Abschweifungen, Abschweifungen zur Form des Romans und zur eigenen Geschichte, zu Carl von Linné und zu Toiletten, zu Fliegen und zu Drohnen – und er hat gewichtige Gründe, sich in Abschweifungen zu verlieren: All diese Fragen nämlich, die sich rund um die für die Postmoderne zentrale Frage der Autorschaft erheben, drängen sich dem Erzähler unseres Romans in dem Moment auf, in dem ihm eröffnet wird, dass seine Ehefrau ihn betrogen hat und er nicht der Urheber ihrer Schwangerschaft ist. Georgi Gospodinov hat mit dem Natürlichen Roman einen der erstaunlichsten und bewegendsten Romane rund um einen Ehebruch geschrieben – die Ehefrau heißt bezeichnenderweise Emma –, einen Roman, der, obwohl außerordentlich unterhaltsam, auf der Höhe literaturtheoretischer Debatten steht und gleichzeitig mit viel Sinn für Schabernack sein Spiel mit ihnen treibt.
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